Baumängel und Bauschäden müssen nicht sein

« Quod nocet, docet » sagt der Lateiner – durch Schaden wird man klug. Doch ob diese Erkenntnis auch für das Bauen gilt? Laut einer Gemeinschaftsstudie von Bauherren-Schutzbund e. V., AIA AG und dem Institut für Bauforschung e. V. haben Bauschäden in den letzten Jahren stark zugenommen – dabei seien 91 % der auftretenden Baumängel vermeidbar.

Ca. 21 % der auftretenden Mängel entstehen bereits in der Planungsphase, ca. 45 % dann beim Bau, also bei der Ausführung der Leistungen an sich. Betrachtet man den hohen Anteil von Ausführungsfehlern, dann wird deutlich, dass häufig nicht so gebaut wird, wie geplant wurde. Es gibt also ein Problem bei der Nahtstelle zwischen Planung und Ausführung. Daraus lässt sich schlussfolgern: unabhängiger Sachverstand und unabhängige Überwachungen helfen bei der Fehlervermeidung.

Für Bauherren bedeuten Mängel nicht nur ein großes Ärgernis, sondern oftmals auch hohe Kosten. Aber leider sind sie es vielfach selbst, die die Situation verursachen. Sie beginnen z.B. mit dem Bau, bevor die Planung abgeschlossen ist. Oder die Ausschreibung von Bauleistungen erfolgt ausschließlich auf Basis des Preises - wirtschaftlich ist wer am billigsten ist. Dadurch wird ein Spannungsdreieck aufgebaut – reduzierte Kosten bei höchster Qualität und kurzen Bauzeiten. Dass dann die Bauqualität unter diesem Druck leidet, müsst doch jedem klar sein.

Baumängel und -schäden müssen nicht sein. Verbesserung ist nur durch die Einsicht und Aktivität des Einzelnen zu erwarten. Insbesondere im Zusammenspiel und in der transparenten Kommunikation aller am Bauprozess beteiligten Personen entsteht eine deutliche verbesserte Bauqualität – und zwar in allen Phasen des Bauens. Nachhaltiges Bauen im Sinne einer langen Lebensdauer setzt zum einen die Kenntnis der Gebäude- und Nutzeranforderungen voraus, zum Anderen ein ausreichendes Maß an Sachverstand und gesundem Menschenverstand.

Der Vortrag stellt exemplarisch an Beispielen der energetischen Sanierung mit Außendämmung, den Anschlüssen von Fassadensockeln und Bauteilanschlüssen u.a. den zahlreichen bekannten Negativerfahrungen („wie man es nicht machen sollte“) best practise Möglichkeiten gegenüber („wie man es machen könnte“). Qualität braucht Zeit und hat ihren Preis – nur so kommen wir raus dem Bermuda-Dreieck der schlechten Bauqualität wieder heraus!

 

 

Vita: Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Gänßmantel, Dormettingen/Zollernalb und Landau/Pfalz

  • Studium der Verfahrenstechnik; bis 1999 in F&E/AWT Baustoffe/Bindemittel tätig
  • Seit 1999 freiberuflich tätig mit Ingenieur- und Sachverständigenbüro
  • Beratender Ingenieur
  • Sachverständiger für mineralische Werkstoffe des Bauwesens (ö.b.u.v. IHK)
  • Sachverständiger für Energieeffizienz von Gebäuden (EIPOS)
  • Energieberater für Baudenkmale
  • Lehrbeauftragter an diversen Hochschulen, aktuell Hochschule Rottenburg
  • Mitglied der regionalen Gruppe WTA-Deutschland in der WTA e.V.
  • Mitgründer und Vorsitzender des Fachverbands Innendämmung e.V. (FVID)
  • Mitarbeit im KIT Innovation HUB „Prävention im Bauwesen“